Romed Baumann nickte zufrieden bei der Zieleinfahrt, wenig später posierte er mit breitem Grinsen und Daumen hoch für Fotos. Landsmann Andreas Sander schüttelte hingegen enttäuscht den Kopf.
Die deutschen Speed-Skifahrer präsentierten sich beim ersten Kräftemessen der Weltcupsaison in unterschiedlicher Verfassung. «Wir sind ein bisschen hin und hergerissen», resümierte Alpinchef Wolfgang Maier nach dem Abfahrtsrennen im kanadischen Lake Louise.
Baumann knackt Olympia-Norm
Doppelten Grund zur Freude hatte Routinier Baumann. Der 35 Jahre alte Abfahrts-Spezialist trotzte den unangenehmen Licht- und Windverhältnissen und löste mit seinem starken sechsten Platz gleich auf Anhieb das Ticket für die Olympischen Winterspiele in Peking im Februar. «Glücklich über meinen Start in die neue Saison», schrieb Baumann auf Instagram. Maier kommentierte die Läufe mit einem trockenen «stark». Sander hingegen hatte sich «wohl bisschen mehr als einen 20. Platz versprochen», sagte der Alpinchef.
Nach den guten Ergebnissen der vergangenen Saison sind die Ziele in diesem Winter hoch. Bei der Ski-WM im Februar raste der gebürtige Tiroler Baumann im Super-G auf Platz zwei, Teamkollege Sander gewann Silber in der Königsdisziplin Abfahrt. Zusammen mit Speed-Ass Thomas Dreßen wollten sie in dieser Saison die Favoriten um Aleksander Aamodt Kilde ärgern. Doch Dreßen fehlt. Der Kitzbühel-Sieger kann nach seiner zweiten Knie-OP frühestens im Januar wieder einsteigen. Ob es für eine Olympia-Teilnahme reicht? Ungewiss.
Zunächst müssen es also andere richten. Etwa Josef Ferstl (19.), Dominik Schwaiger (23.) und Simon Jocher (30.), die in Lake Louise ebenfalls in die Punkteränge rasten. Insgesamt sei das deutsche Ergebnis «ok», sagte Maier. Der Sieg ging an Olympiasieger Matthias Mayer, der sich vor Landsmann Vincent Kriechmayr und Beat Feuz aus der Schweiz durchsetzte.
Wetter-Probleme in Killington
Für die Herren blieb es das einzige Kräftemessen an dem Nordamerika-Wochenende. Die geplante Abfahrt am Freitag sowie der Super-G am Sonntag wurden wegen zu viel Neuschnee abgesagt.
Das Wetter bereitete auch den Damen rund 4000 Kilometer weiter westlich im US-amerikanischen Killington Probleme. Der von den Fans mit Spannung erwartete Heim-Riesenslalom von Skistar Mikaela Shiffrin wurde nach neun Starterinnen abgebrochen. Starke Windböen und Nebel verhinderten ein faires Rennen. «Keine Ahnung, wie meine Fahrt war, ich habe nichts gesehen», berichtete Shiffrin.
Für Sonntagmittag (Ortszeit) sind noch zwei weitere Rennen in Nordamerika geplant. Ein Damen-Slalom in Killington mit Deutschlands Hoffnung Lena Dürr und ein Super-G der Herren in Lake Louise. Für beide Wettkämpfe sind die Wettervorhersagen schlecht.