Gibt sich kämpferisch: Nathalie Armbruster. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Roger Buerke/Eibner-Pressefoto/dpa)

Eigentlich könnte sich Nathalie Armbruster unbeschwert auf eine große Karriere freuen. Mit gerade einmal 17 Jahren ist sie schon die beste Deutsche in ihrer Sportart.

Im Gesamtweltcup liegt Armbruster auf Platz zwei, am Freitag steht ihr WM-Debüt an und sie zählt zu den Medaillenfavoritinnen. Das Problem ist: Armbruster ist Nordische Kombiniererin. Die Weltmeisterschaft im slowenischen Planica ist für sie und ihre Teamkolleginnen nicht nur der sportliche Saisonhöhepunkt. Sie ist auch die Bühne, um für den Fortbestand ihrer Disziplin auf Weltniveau zu werben.

Das Internationale Olympische Komitee hat der erhofften Aufnahme der Frauen-Kombi ins Olympia-Programm 2026 eine Absage erteilt. Und nicht nur das: Das IOC stellt die olympische Zukunft der Kombination grundsätzlich infrage, auch die Männer müssen bangen. Für die Disziplin als Leistungssport ist das existenzbedrohend.

«Ein Schlag ins Gesicht»

«Diese IOC-Entscheidung war für uns alle ein Schlag ins Gesicht. Das ist ein Kindheitstraum, der da gestorben ist», sagt Armbruster. «Das macht uns unglaublich wütend.» Den Kampf um das Olympia-Debüt ihrer Disziplin gibt sie aber nicht auf: «Ich versuche, mit allen Mitteln dafür zu kämpfen, dass wir 2030 dabei sind.»

Die traditionsreiche Sportart für die besten Allrounder im Skispringen und Skilanglauf ist bei den Männern seit den ersten Winterspielen 1924 bei Olympia dabei. Die Frauen-Kombination ist eine recht junge Disziplin, erst seit der Saison 2020/21 wird ein Weltcup ausgetragen. Für Männer und Frauen gilt allerdings gleichermaßen: Ohne Olympia als größtmögliche Bühne würde die Attraktivität der Sportart für den Nachwuchs enorm sinken. Zudem wären die finanziellen Einschnitte groß. Eine Weiterentwicklung der Sportart wäre quasi unmöglich.

Damit die Kombination eine Chance hat, 2030 bei den Winterspielen noch dabei zu sein, muss das Teilnehmerfeld vielfältiger werden und das Zuschauerinteresse zunehmen. Die Kombination wird von Norwegen, Deutschland, Österreich und Japan dominiert. In den meisten anderen Nationen ist das Interesse gering. Entsprechend niedrig sind dort die Einschaltquoten und damit verbundene Einnahmen.

Geiger sieht «Werbeplattform»

Die WM, bei der am Freitag die ersten Kombi-Medaillen vergeben werden, sieht Olympiasieger Vinzenz Geiger auch als «Werbeplattform» für seinen Sport. Der 25-Jährige hofft auf einen langfristigen Effekt. «Es ist eine Großveranstaltung an einem genialen Ort. Ich bin zuversichtlich, dass das gut ausschauen wird», sagt der Oberstdorfer. Erstmals bei einer WM treten im malerischen Tal der Schanzen Männer und Frauen gemeinsam in einem Mixed-Wettbewerb an.

«Beim Mixed können sich die Damen auf einer neuen Ebene zeigen. Es war vor zwei Jahren vielleicht noch etwas holprig, aber da wird man einen Unterschied sehen», sagt Geiger und ergänzt: «Vielleicht sieht das IOC das ja. Ich glaube, dass wir da auf jeden Fall eine Plattform haben, bei dem wir dem IOC zeigen können, wie schnell sich so eine Sportart entwickeln kann.»

Wie wichtig dem deutschen Team der Fortbestand der Kombination ist, betonen immer wieder auch Sportler aus anderen Disziplinen. So hatte Skisprung-Ass Karl Geiger das drohende Olympia-Aus als eine «bodenlose Frechheit» bezeichnet. Für viele spätere Spezialisten dient die Kombination im Jugendalter zur Grundausbildung auf Skiern. Daher unterstützten auch die Vertreter der anderen nordischen Sportarten einen kleinen symbolischen Akt zu Beginn der WM: Auch, um auf die Bedeutung der Nordischen Kombination aufmerksam zu machen, trugen Armbruster und Geiger bei der Eröffnungsfeier in Planica die deutsche Fahne.

Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa

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