US-Star Nathan Chen ist Olympiasieger im Eiskunstlaufen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David J. Phillip/AP/dpa)

«Raketenmann» Nathan Chen ist mit fünf vierfachen Sprüngen zum Olympiasieg geflogen.

Der erst 22-jährige Amerikaner profitierte vom Absturz des japanischen Eiskunstlauf-Königs Yuzuru Hanyu. Hinter seinen Landsleuten Yuma Kagiyama und Shoma Uno landete der Olympiasieger von 2014 und 2018 abseits der Medaillenränge: Er wurde nur Vierter.

«Es war eine harte Zeit für mich auf dem Eis», bekannte Hanyu am Donnerstag nach der Kür bei den Winterspielen in Peking. «Ich bin an meine Grenzen gegangen.» Unbedingt wollte er nach einem total schief gelaufenen Kurzprogramm mit einer Weltpremiere noch vom achten auf einen Medaillenplatz hochschnellen.

Hanyu versucht den Vierfach-Axel

Als Erster versuchte der 27-jährige Superstar, den Vierfach-Axel in einem Wettbewerb zu stehen – und es misslang. Danach stürzte Hanyu auch noch beim Vierfach-Salchow und in tiefste Enttäuschung. «Das war mein Stolz. Deshalb habe ich den Axel versucht», sagte er. Nach China war er gekommen, um Geschichte zu schreiben: Nach Gillis Grafström wollte Hanyu als zweiter Eiskunstläufer dreimal nacheinander Gold holen. Der Schwede triumphierte 1920, 1924 und 1928.

Nach den drei Weltmeistertiteln von 2018, 2019 und 2021 könnte dies nun das Ziel des noch jungen Kaliforniers Chen werden, mit dem in puncto Sprungtalent kaum einer mithalten kann. Zum «Rocket Man»-Evergreen von Elton John hob er zu fünf vierfachen Sprüngen ab, von denen vier verschiedene waren und nur der Salchow etwas wackelte.

«Ich bin froh, dass ich das tun konnte, was ich tun musste, um zu gewinnen», analysierte der Student für Datenwissenschaft und Statistik an der renommierten Yale Universität seine Kür-Darbietung eher nüchtern. Im «Großen und Ganzen» sei er zufrieden: «Ziemlich solide» halt. Perfekt war zuvor sein Kurzprogramm. Es wurde mit 113,97 Punkten honoriert – ein Weltrekord für die knapp dreiminütige Darbietung. Die Bestmarke war die die Basis für den goldenen Sprung und den deutlichen Sieg mit 332,60 Punkten. Damit gewann er zwölf Jahre nach Evan Lysacek wieder Olympia-Gold für die USA.

Nach der selbstkritischen Analyse gab Chen aber doch zu erkennen, was für ein großer Moment der Triumph von Peking ist. «Ich hätte nie gedacht, dass ich es in meiner Karriere so weit bringen würde», sagte der Sohn chinesischer Eltern, die 1988 in die USA emigriert waren. «Es ist im Moment wie ein Wirbelwind. Das bedeutet mir alles.»

Von Andreas Schirmer, dpa

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