Visiert bei den Olymmpischen Winterspielen das nächste große Ziel an: Karl Geiger. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Ohne die moderne Technik hätte Karl Geiger ein Problem. Mit Videotelefonaten hält der skispringende Familienvater auf seiner intensiven Winter-Tour Kontakt zu seiner Frau und seiner kleinen Tochter Luisa.

Neun Weltcup-Stationen und zusätzlich die Vierschanzentournee rund um den Jahreswechsel hat Geiger seit Mitte November schon hinter sich. Direkt vom turbulenten Flugspektakel in Willingen visierte er mit seinem Team das nächste große Ziel an: Es soll für den Skisprung-Tross über Frankfurt am Main Richtung Olympische Winterspiele in Peking gehen.

«Der Winter ist schon ziemlich knackig»

Anders als viele andere Schneesportler hatten die Springer in dieser Saison kein einziges Wochenende zum Durchschnaufen. Selbst als der Weltcup im japanischen Sapporo wegen strikter Einreisebeschränkungen abgesagt wurde, war mit Titisee-Neustadt schnell ein Ersatzausrichter gefunden. «Der Winter ist schon ziemlich knackig», sagte Gold-Hoffnung Geiger über den dichten Terminkalender und die außergewöhnliche Belastung in Corona-Zeiten.

Um sich vor dem Virus zu schützen und kurz vor dem China-Flug keine positiven Tests zu riskieren, isolierten sich die Sportler und Trainer auch an den wettkampffreien Tagen unter der Woche zuletzt so gut es ging. «Wir haben getrennt geschlafen», berichtete Geiger von den Verhältnissen zu Hause.

Beschweren will sich der Oberstdorfer aber nicht. «Ich fahre nach China zu den Olympischen Spielen. Das ist das höchste Ziel und einfach auch das Größte, was man als Sportler miterleben darf», erklärte er. «Wenn man dann ein paar Monate mal etwas zurückstecken muss, macht man das auch gerne. Ich brenne für den Sport, ich bin hochmotiviert und deshalb kann ich das ganz gut differenzieren.»

Horngacher: Irgendwann ist die Luft raus

Bundestrainer Stefan Horngacher sieht mit Blick auf Corona sogar einen positiven Effekt des straffen Programms. «Je weniger Tage du daheim bist, umso weniger bist du der Gefahr ausgesetzt, dich anzustecken», sagte der Österreicher pragmatisch.

Sportlich birgt die dichte Wettkampffolge aber auch Gefahren. Die deutschen Springer wissen das aus eigener Erfahrung. Erst gut drei Wochen ist es her, da stand direkt nach dem Tournee-Finale in Bischofshofen dort noch ein Weltcup an. Für Geiger, Markus Eisenbichler und ihre Kollegen lief es gar nicht gut. «Irgendwann ist auch die Luft draußen», stellte Horngacher damals fest.

Rund um die Peking-Reise kommen zum mentalen Druck und zur Müdigkeit noch organisatorische Herausforderungen hinzu. «Es ist logistisch schon ein Aufwand», sagte Horngacher. Einige Gepäckstücke haben die Springer schon vorgeschickt, eigene Matratzen für den optimalen Schlafkomfort wurden bestellt.

«Das war ganz witzig: Diese Woche habe ich mich fast einen ganzen Nachmittag damit beschäftigt, welche Klamotten ich in welche Tasche packe und welche ich dann in Willingen umpacken muss, weil sie sowohl in Willingen benötigt werden als auch in Peking», erzählte Stephan Leyhe bei seinem Heimweltcup in Hessen. Der 30-Jährige ist zuversichtlich: «Wenn man sich da Zeit nimmt, gut nachdenkt, vielleicht die ein oder andere Liste schreibt, dann wird das hoffentlich funktionieren.»

Von Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa

Von