Zehn Tage vor ihrem 49. Geburtstag startet Claudia Pechstein in ihre 20. Eisschnelllauf-Weltmeisterschaft auf den Einzelstrecken.
Das geplante WM-Rennen über 3000 Meter musste sie allerdings wegen Rückenproblemen absagen, dennoch will sie sich am heutigen Freitag in der Verfolgung in den Dienst des Teams stellen.
Die fünfmalige Olympiasiegerin bleibt ein Phänomen im Weltsport, doch die Titelkämpfe in Heerenveen sind nur eine Zwischenstation zu ihrem großen Ziel: In einem Jahr möchte die Berlinerin als erste Sportlerin zum achten Mal an Olympischen Winterspielen teilnehmen. Die Deutsche Presse-Agentur listet die Rekorde einer einzigartigen Sportlerin auf.
20. WM EINZELSTRECKEN: Pechstein ist die einzige noch aktive Läuferin, die schon 1996 an den ersten WM auf den Einzelstrecken in Hamar teilnahm. Insgesamt haben bisher 20 solcher Weltmeisterschaften stattgefunden, 19 mal war Pechstein dabei. Ihr einziges Fehlen – 2009 im kanadischen Richmond – liegt in ihrer damalige Sperre aufgrund erhöhter Blutwerte begründet.
54 WM-STARTS: Bisher 54 Mal stand Pechstein bisher bei einer Einzelstrecken-WM am Start. Das ist Rekord. In Heerenveen sollen nun ab Freitag bei ihrer Jubiläums-WM drei weitere Starts hinzukommen: In der Teamverfolgung (Freitag), im Massenstart (Samstag) und über 5000 Meter (Sonntag).
WEITERE WM-TEILNAHMEN: Weitere 24 Weltmeisterschaften erlebte Pechstein im Mehrkampf, schon bei ihrer ersten Teilnahme 1992 landete sie als Sechste im Vorderfeld. Seit Jahren schon ist sie die älteste aktive Athletin in der Geschichte der Eisschnelllauf-WM. Zu ihrer Bilanz gehören auch 23 Starts bei Mehrkampf-Europameisterschaften. Keine andere Athletin kann solche Zahlen vorweisen.
MEDAILLEN: Unglaubliche 61 Medaillen (14 Gold/29 Silber/18 Bronze) bei Olympia, WM und EM erkämpfte Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin in ihrer über drei Jahrzehnte währenden Karriere.
WELTCUP: In 30 Weltcup-Serien seit dem 23. November 1991 verbuchte Pechstein 331 Starts und stand 116 Mal auf dem Podest. Wohl kaum eine Athletin kann diese Zahlen jemals toppen.
NORIAKI KASAI: Mit diesem ehemaligen Skispringer könnte Pechstein in einem Jahr in Peking gleichziehen. Der Japaner hat als einziger Sportler bisher achtmal an Olympischen Winterspielen teilgenommen. Die Berlinerin will die erste Frau sein, der dies gelingt. Und dabei beklagt sie nachdrücklich, dass sie die Spiele 2010 in Vancouver durch die aus ihrer Sicht ungerechtfertigte Sperre verpasste.
ANNE ABERNATHY: Die Rennrodlerin von den Amerikanischen Jungferninseln ist die älteste Sportlerin, die je an Olympischen Winterspielen teilnahm. Diesen Rekord kann Pechstein – zumindest in Peking 2022 – nicht brechen. Denn Abernathy war 2006 in Turin 52 Jahre und 307 Tage alt. Umstritten war die letzte Olympia-Teilnahme der «Grandma Luge»: Sie startete in Turin nicht im Wettkampf, weil sie sich im Training eine Handverletzung zugezogen hatte. Bei der Eröffnungsfeier trug sie aber ihre Landesflagge und erhielt später einen Eintrag im «Guinness-Buch der Rekorde».
ZITAT PECHSTEIN: «Von den Athleten und Betreuern aus dem Ausland bekomme ich eine unglaubliche Wertschätzung. In Deutschland dagegen bin ich als erfolgreichste Winter-Olympionikin nicht viel mehr als eine Steuernummer. Bei der Sporthilfe wollte ich einen Antrag auf Fördergeld für die Olympia-Vorbereitung einreichen, der wurde schon abgelehnt, bevor ich ihn gestellt hatte. Ich kenne kein zweites Land, das seinen verdienten Athleten so wenig Unterstützung zukommen lässt.» (Quelle: «Welt am Sonntag»)