Mikaela Shiffrins erste Gold-Fahrt bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Frankreich wurde von reichlich Nebengeräuschen begleitet. Neben dem Titel der US-Amerikanerin im Riesenslalom interessierte vor allem auch ihr Trainer-Trubel.
«Keine Fragen zu Mike Day» lautete allerdings die klare Ansage aus dem Lager der 27-Jährigen, die über eine Sprecherin des Weltverbands Fis an die Journalisten weitergegeben wurde. Ansonsten breche Shiffrin die Interviews ab, hieß es.
In den vergangenen Tagen hatte die Überfliegerin die Trennung von ihrem langjährigen Trainer Day bekannt gegeben – ein Paukenschlag so mitten in einer WM. «Es zeigt auch, dass sie halt doch nicht im Guten auseinander gegangen sind», kommentierte die ehemalige Liechtensteiner Skirennläuferin Tina Weirather Shiffrins Verhalten.
«Er war ein wichtiger Teil meiner Karriere»
Auf der Pressekonferenz konnte Shiffrin die Frage nach dem «Warum?» nicht mehr verhindern, aber galant ausweichen. «Jeder wundert sich über den Zeitpunkt. Es war nie meine Absicht, es während der WM zu verkünden. Er war ein wichtiger Teil meiner Karriere», sagte Shiffrin mit zittriger Stimme.
Über die Gründe wird wild spekuliert. Ski-Experten sind sich relativ einig, dass Mutter Eileen eine entscheidende Rolle gespielt haben dürfte. Sie ist die Strippenzieherin in Shiffrins Privat-Team, hat das Sagen in sportlichen Fragen.
Debatten um Shiffrin auch abseits der Piste
Shiffrin bestimmt bei der WM auch die Debatten abseits der Piste. So wurde die Sportlerin aus Colorado etwa von Umweltschützern verbal angegriffen, weil diese dachten, Shiffrin würde zum Training mit dem Helikopter fliegen, anstatt eine rund 40-minütige Autofahrt in Kauf zu nehmen. Die Amerikanerin, die kurz zuvor die Klimaschutz-Maßnahmen des Weltverbands Fis als unzureichend kritisiert hatte, ließ hingegen mitteilen, dass sie ein Hubschrauber-Angebot des Ski-Clubs abgelehnt habe. «Es war sehr viel Stress in den letzten Tagen. Es war sehr schwierig, den Fokus zu behalten», berichtete Shiffrin.
Ihrer sportlichen Leistung schadete der ganze Trubel letztendlich nicht. Nach Silber im Super-G holte die mit bisher 85 Weltcup-Siegen erfolgreichste Skirennfahrerin der Historie ihre zweite Medaille bei den Titelkämpfen in Frankreich und ihr insgesamt siebtes WM-Gold. Sekundenlang lag die Allrounderin im Schnee von Méribel und schlug die Hände vor das Gesicht.
Deutsche Starterinnen ohne Chance
Die deutschen Starterinnen spielten wie erwartet keine große Rolle: Kira Weidle und Jessica Hilzinger schieden aus, die junge Emma Aicher fuhr auf Rang 31.
Die Superlative für Shiffrin gehen derweil allmählich aus. Sie gilt als eine der härtesten Arbeiterinnen in der Ski-Szene. Gepaart mit ihrem Ausnahmetalent ist das wohl die gefährlichste Mischung der alpinen Geschichte. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: In 241 Weltcups startete Shiffrin bislang, rund jedes dritte Rennen davon konnte sie gewinnen. Hinzu kommen 13 WM-Medaillen und drei bei Olympia. Mehr Edelmetall hat seit dem Zweiten Weltkrieg keine Skirennfahrerin bei Weltmeisterschaften gewonnen.
Und noch ist Shiffrins französisches WM-Märchen nicht vorbei. Am Samstag ist sie im Slalom Gold-Favoritin. Vielleicht liegt dann der Fokus wieder stärker auf ihrer sportlichen Leistung.